Spätherbst in Harsefeld. Das leicht weiche, grüne Geläuf ist bereit für das letzte Spiel des Jahres unserer Ü-50. Nicht irgendein Spiel. Der Tabellenzweite trifft auf den Dritten der Liga, Eintracht Immenbeck. Seines Zeichens amtierender Hallen-Kreismeister, Buxtehuder Stadtmeister und frisch qualifiziert für die Niedersachsen-Meisterschaft 2017. Aufgrund unseres (inzwischen) guten Torverhältnisses können wir heute Herbstmeister werden.
Coach Frank Elfers muss heute verletzungsbedingt passen und konzentriert sich daher noch mehr als sonst auf sein Team. Der Kader ist gut besetzt und mit Klaus Ehlers sowie „Youngster“ Bernd Schawaller feiern zwei Spieler gar ihr Saison-Debut.
Die Stimmung ist gut und der Ansporn, nach diesen 60 Minuten gegen Immenbeck die Tabellenführung erobert haben zu können, ist selbst im höheren Fussballer-Alter ein großer. Einzig fraglich würde sein, wie unserem Team die 4-wöchige Spielpause bekommen ist. Würde der gute Lauf der letzten Spiele noch einmal abgerufen werden können?!
Vorgabe unseres Trainer-Teams war es, aus einer sicheren Abwehr heraus mit aller nötigen Geduld zu agieren, um dann bei entsprechender Möglichkeit schnell in die Spitze zu spielen und zum Abschluss zu kommen. Insbesondere der Tatsache, dass sich auch der Immenbecker Keeper oft als sechster Feldspieler einschaltet, sollten unsere Spieler wach und aufmerksam begegnen. Wie schwer wir uns mit solch taktischen Maßnahmen des Gegners tun, hat uns die VSV seinerzeit schmerzlich verdeutlicht.
Wir starteten folgerichtig mit einer Dreierkette (Schade-Bargsten-Grundmann), davor mit Kreativ-Spieler Winkler und vorne mit Top-Goalgetter Klindworth.
Das Spiel begann ohne langes Abtasten, was auch an der durchaus offensiven Ausrichtung des Gegners lag. Diese machten das Spiel sehr breit und versuchten so, unsere Defensive auseinander zu ziehen. Allerdings trafen sie auf eine ASSG-Abwehr, die äußerst aufmerksam zu Werke ging, rechtzeitig die Räume im Zentrum zustellte und so nur schwerlich ein Durchkommen des Gegners ermöglichte.
Dabei lief der Ball trotz der nicht optimalen Platzverhältnisse gut durch die eigenen Reihen und vor allem mit dem stets zu spürenden Willen, den Ball in die gegnerische Gefahrenzone zu bekommen. Immer wieder wurde „Klipper“ Klindworth im Zentrum vorne gesucht, der sich auch sehr agil bewegte und quasi immer anspielbereit war. Aber auch diesem Gegner ist dieser natürlich ein Begriff und so wurde dieser permanent gedoppelt.
Aber ausschalten kann man „Uns Jürgen“ gänzlich natürlich nie! So auch in der 7. Minute, als er allein auf das gegnerische Tor zulief, sich aber nicht gegen den starken gegnerischen Keeper durchsetzen konnte. Zwei weitere Male (10. und 12. Minute) stellte sich der Immenbecker Torwart unserem Klipper gnadenlos in den Weg und verhinderte das durchaus verdiente 1:0.
Eine weitere riese Chance dann in der 18. Minute: „Bollo“ mit starkem Antritt aus der eigenen Hälfte bis vor das gegnerische Tor. Klipper läuft mit, „Bollo“ jedoch verpasst den richtigen Zeitpunkt abzuspielen, versucht es dann selbst und scheitert am Keeper.
Dann versuchte auch Grundmann sein Glück, sein satter Schuss wurde jedoch geblockt.
Zwischen der 15. und 25. Minute dann aufkommende Unaufmerksamkeiten in der Defensive unseres Teams. Entgegen der klaren Ansage vor dem Spiel, löste unser Team die bis dato gut stehende Dreierkette auf, im Mittelfeld wurden die Wege des Gegners nicht mehr konsequent zugestellt. Durch die nun häufiger vorkommenden Ausflügen des gegnerischen Torwarts, war unser Abwehr einige Male löchrig wie der berühmte Käse aus der Schweiz!
In dieser Phase verhinderte unser erneut gut aufgelegter Keeper Detlef Krickemeyer das durchaus mögliche 0:1 mit zwei, drei sehr guten Paraden!
Nach Wiederherstellung der Grundordnung dann das erlösende 1:0 (25.) für unsere Farben: Nach gezieltem, schnellen Spiel nach vorne gelangt das Leder im Zentrum zu Bernd Wollert, der schiebt überlegt weiter zu Jürgen Klindworth und der zieht mit einem satten Schuss vom rechten Strafraumeck ab. Der Ball klatscht an den linken Innenpfosten und landet (endlich!) im Tor!
In der Halbzeitpause dann zufriedene Gesichter, aber durchaus mit dem Hinweis auf unsere Schwächephase im Defensivbereich, wie auch der am Ende zu fahrlässigen Chancenauswertung. So war das Ziel klar: Konzentriert in Hälfte 2 gehen, um möglichst schnell den berühmten Sack zuzumachen.
…und der Plan schien aufzugehen! Keine drei Minuten waren gespielt, als Fränkie Grundmann auf rechts angespielt wurde. Dieser nahm Tempo auf, umkurvte seinen Gegenspieler im Strafraum, trieb das Leder bis zur Grundlinie und passte von da scharf vor das Tor. Ein gegnerischer Verteidiger versucht zu klären, schaufelt die Kugel jedoch ins eigene Netz – 2:0 (33.). Alles nach Plan, der Dackel schien gekämmt.
Was jedoch dann passiert, entzieht sich eigentlich jeder Fussballer-Weisheit. Anstatt konzentriert weiter zu spielen, schien unsere Truppe von einer zur anderen Minute in einen kollektiven „Das-Ding-Ist-Gelaufen“–Modus zu schalten!
Nur zwei Minuten später kann der gegnerische Keeper geradezu entspannt mit dem Ball am Fuß nahezu über den ganzen Platz marschieren. Geradezu eine Einflugschneise freimachend, wird er eingeladen bis auf 20 Meter auf unser Tor zuzulaufen. Der zieht dann einfach mal ab und die Pille landet tatsächlich zum 2:1 (35.) in unserem Netz. Wenn der Gegner nicht mehr weiter weiß, dann helfen wir einfach mal nach…
Nun war der Spielfluss bei unserer ASSG vollends gerissen. Keine vernünftige Zuordnung mehr, riesengroße Löcher im Mittelfeld, kein Zugriff im eigenen Strafraum, geordneter Spielaufbau ausgesetzt. Immer wieder rollten jetzt die Angriffe auf „Krickes“ Gehäuse und dieser musste ein ums andere Mal sein ganzes Können unter Beweis stellen.
Passend zu dieser umfassenden Desorientierung dann die 40. Minute: Wieder ein Angriff Immenbecks durch die Mitte(!), ein Anspiel ins Zentrum und Frank Grundmann verhält sich dermaßen ungeschickt im Zweikampf, dass der sterbende Schwan aus Immenbeck Schiedsrichter Willi Müller dazu veranlasst, auf den 9-Meter-Punkt zu zeigen.
Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen von Frank Grundmann: Für viele Beobachter ein berechtigter Strafstoß. Der Immenbecker Elfmeterschütze sprach von einem Geschenk… Grundmann nahm es dann als faire Geste, dass dieser verschoss bzw. „Kricke“ den Strafstoß erstklassig parierte.
Immenbeck aber drückte weiter, unser Team wehrte sich mehr schlecht als recht. So kam, was kommen musste: Ein hoher Flankenball von Linksaußen, „Kricke“ kommt nicht raus und Achim Buchholz verhindert den Kopfball aus 2(!) Metern ebenfalls nicht. 2:2 (45.).
Immenbeck schien nun etwas nachzulassen bzw. unsere Farben nahmen nun wieder mehr und mehr das Heft in die Hand. Es ergaben sich endlich wieder zwingende Aktionen und eine davon hätte „Bolle“ Schade zur erneuten Führung nutzen müssen. Durchgestartet über rechts und in aussichtsreicher Schussposition, will dieser den Ball zu Jürgen Klindworth spielen. Der Ball wird geblockt, Chance vertan (48.).
Nur drei Minuten später dringt „Klipper“ in Eintracht`s Strafraum ein, wird gefoult. Auch hier zeigt Schiri Müller auf den Punkt. „Klipper“ selbst schnappt sich die Kunststoffkugel – und verschießt! Der Torwart hält den Ball, der fällt quasi direkt vor die Füße von Bernd Schawaller, das Tor ist frei. Dieser zögert so lange, bis „Klipper“ selbst nochmal draufhalten will – aber zu spät. Nur Außennetz. Riesen Chance zur erneuten Führung liegen lassen.
Doch noch war nicht Schluss. Wenige Minuten vor Spielende erkämpft sich Jörg Winkler in der eigenen Hälfte den Ball, ein steiler Pass auf Fränkie Grundmann, dieser zieht auf und davon, eigentlich nur noch den Keeper vor sich. Doch von drei möglichen Optionen wählt er nicht nur die schwierigste (Pass auf den mitgestarteten Klindworth), sondern verletzt sich bei der verunglückten Aktion sogar noch leicht am Knie. Eine weitere riesen Möglichkeit zum Sieg liegen lassen…
Am Ende bleibt es beim 2:2…Ein Ergebnis, dass aufgrund eines völlig unerklärlichen Blackouts für 10 Minuten nach dem Treffer zur 2:0 Führung, den Spielverlauf schon ein wenig auf den Kopf stellt. Folgerichtig war die Stimmung in der Kabine mehr als gedrückt.
Nun also beginnt die Winterpause. In diese gehen wir mit der Erkenntnis, dass wir es ureigens in der Hand haben, unsere Spiele erfolgreich zu gestalten…und genauso exklusiv, dass wir uns eigentlich regelmäßig immer nur dann um den Erfolg bringen, wenn wir den Gegner dazu herzlich einladen. Hieraus spricht keine Überheblichkeit, sondern die nüchterne Analyse unserer bisher absolvierten Spiele… (F.G.)
|