Diese Spiele gegen Güldi sind immer besonders – von der selbst im Senioren-Fußball noch vorhandenen Brisanz, über das fußballerische Potential bis hin zum eigentlichen Ergebnis. ASSG vs Güldi geht nicht normal… So auch heute. Eigentlich war Güldi schon lange aus dem Meisterschaftsrennen `raus. Nach drei Siegen in Folge und einem spektakulärem 10:2 gegen Himmelpforten letzte Woche, kratzte man zumindest wieder an den oberen Tabellenplätzten und mit einem Sieg heute gegen unsere ASSG, wäre man sogar wieder bis auf sechs Punkte an unser Team herangerobbt. Andererseits zieht unsere Mannschaft gnadenlos weiter ihre Kreise: Tabellenführer, mit 10 Siegen aus 11 Spielen. Allerdings litt unser Team im Vorfeld an personellen Problemen und so wurde aus dieser „Not“ eine Tugend gestrickt: Aus diesem Traditions- und Meisterschaftsspiel generierten wir ein Testspiel im Hinblick auf die Niedersachsenmeisterschaft. Jan Böhning übernahm das sportliche Zepter und der Kader wurde mit Olaf Buntrock, Olaf Giesa, und Jörg Winkler verstärkt. Güldi schien davon Wind bekommen zu haben und bot so ebenso einiges an Spielern auf, die dort auch gern in der Kreisliga zuhause sind. Jan ließ die Mannschaft im 2-2-1 starten. Stefan Charwath im Tor, davor unsere beiden Olafs. Die Fäden im Mittelfeld sollten Jan und Jörg ziehen, vorne dann Klipper seine Künste ausleben. Die herausragend besetzte Riege der Ergänzungsspieler gaben Franky E., Schoppi, Bollo und Achim – welch ein Luxus! Die Marschroute: Eng an den Gegenspielern, hohes Pressing im 1 gegen 1, hohe Laufbereitschaft mit dem Willen, den Ball haben zu wollen. Klares Auge für den Nebenmann, schnelles und konzentriertes Spiel mit Zug zum Tor. Das alles bei klarer Absicherung nach hinten. Dann also der Startschuss durch unseren Willi Müller, der (das vorab!) auch heute wieder einen ganz starken Job ablieferte. In einem Spiel, das hoch intensiv und damit nicht einfach zu pfeifen war! Unsere Mannschaft wollte das Zepter des Geschehens von anfang an in die „Füße“ nehmen. Gleichzeitig war bereits nach wenigen Minuten klar, dass auch Güldi sehr fokussiert und zielstrebig in diese Begegnung hineinging. Schnell wurde deutlich: Hier möchte keines der Teams abwarten, sondern ist bemüht, gleich Vollgas zu gehen. Nach 5 Minuten die erste Gelegenheit für unsere Farben. Olaf Giesa wird frei gespielt, marschiert aufs Stader Tor zu, schließt aber zu früh und zu ungenau ab. Nur wenige Minuten später kommt Güldi nach Fehler von Olaf G. zu einer guten Möglichkeit, lässt diese aber zum Glück liegen (10.). Dann zwei richtige gute Möglichkeiten für unsere ASSG: Erst verzieht der inzwischen eingewechselte Schoppi gnadenlos aus guter Position (12.), dann hat Jörg Winkler gleich die Doppelchance zum Führungstor, bekommt das Runde jedoch nicht über die Linie gedrückt (14.). Dazwischen immer wieder Güldenstern mit schnellen Gegenstößen, die sie aber meist ungenau zu Ende spielen. Was jedoch auffällt: Unsere Jungs wirken gedanklich immer einen Tick zu langsam, kommen völlig ungewohnt den Tacken zu spät in die Spielsituationen, die es Güldi ermöglichen, gefährliche Angriffe zu initiieren. Dazu gesellen sich viele in der Form total ungewohnt „schlampige“ Abspielfehler. Gerade dies war in der Breite und bei diesem Kader nicht zu erwarten. Dann die große Erleichterung: Jörg passt Jürgen „Klipper“ Klindworth frei und der schiebt sauber zur 1:0 – Führung ein (18.)! Bann gebrochen? Güldi jedenfalls legt gleich nach und nach einem abgefangenen Angriff wird „Klipper“ an der Mittellinie angespielt. Was dann passiert, können nur ganz wenige… Jürgen steht dort gegen 4(!) Gegenspieler. Ein kurzer Blick auf seine Mitspieler, kein Anspielpunkt da. Blitzschnelles Aufdrehen, den Ball eng am Fuß. Er scannt die Lage, zieht wenige Schritte an. Er sieht, dass Güldis Torwart sein Tor nicht optimal abgeschirmt hat und tickt das Leder dann ohne viel Wucht, aber mit ganz viel Timing in genau die brachliegende Ecke – 2:0 (21.). Ein absolutes Klassetor, eines Manni-Burgsmüller-Preises würdig, wenn es diesen denn gäbe! Sack zu? Nein! Güldi immer auf dem Weg nach vorne. Mit ihrem quirligen und schnellen Spiel erspielen sie sich viel zu oft gute Gelegenheiten. Auch, weil wir defensiv nicht gut stehen, einfach viel zu viel zulassen und immer noch zu oft diesen kleinen Tick zu spät in der Situation sind. Mental und physisch. Und hätten wir nicht Mr.Zuverlässig im Tor, dann hätte es nach 26 Minuten eingeschlagen: Nach einem Eckball, kann der Stader Stürmer aus 3(!) Metern den Ball auf unser Tor wuchten, aber Stefan „Katze“ Charwath wehrte unfassbar ab. Nur zwei Minuten später schläft unsere Defensive nach einfachem Trick im Kollektivverband, aber Güldi versemmelt auch hier grob fahrlässig. Dann endlich Halbzeit. Durchatmen, Fehleransprache, Systemumstellung. In Durchgang 2 wird auf 3-1-1 umgestellt. Stade kommen lassen, Konterspiel – das ist Jans Idee. Güldenstern nahm dieses Angebot an und drückte mehr und mehr auf Stefans Gehäuse. Unsererseits gab es nunmehr kaum Entlastung. Angetrieben von Dirk Storm, Studenica und Grabow wurde unser Team geradezu in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Dazu ging die Ordnung und Zuordnung immer häufiger verloren und dann sorgte Storm mit einem Schuss aus ca. 25(!) Metern für den absolut verdienten Anschlusstreffer (42.). Unsere ASSG reagierte jetzt nur noch wie ein angeschlagener Boxer. Ein Offensivspiel fand quasi nicht mehr statt. Noch nie in dieser Saison habe ich unsere Mannschaft so sehr unter Druck gesehen und schon gar nicht erinnere ich, dass wir über fast 15 Minuten keinen zwingenden Angriff fahren konnten! Erst in der 44. Minute war es wieder soweit: Jörg Winkler zog auf und davon, war jedoch leider erfolglos – der Ball zog knapp am Güldi-Tor vorbei (44.). Nach einer weiteren, vergebenen Riesenchance für Güldi, war es dann wieder Storm, der mit einem Freistoß aus ca. 18 Metern das 2:2 markierte (53.). Inzwischen absolut und höchst verdient, geradezu überfällig! Es gab durchaus ein paar in Falten gelegte Fussballer-Mienen auf Harsefelder Seite und der ein oder andere schaute leicht besorgt auf die restliche Spielzeit… Tja und dann…schreibt der Fußball mal wieder seine ganz eigene Geschichte! Diese beginnt mit einem langen Ball in die Stader Abwehr. Der wird abgewehrt und kommt dann in langem Bogen auf unserem Achim Buchholz zugeflogen, ca. 25 Metern vor dem Güldi-Tor lauernd. Was macht Achim? Er fixiert in perfekter Schusshaltung das Leder und zimmert dasselbe sowas von passgenau in den linken Giebel des Stader Gehäuses, dass es durchaus etwas dauerte, bis alle begriffen, dass hier wahrscheinlich gerade das Tor des Jahres erzielt wurde! Ein Traumtor à la Lothar Matthäus gegen Leverkusen! Die erneute Führung zum 3:2 (56.). Das Spiel drehte sich nun erneut. Klipper spielt Jörg Johnny Winkler frei, geht allein los, verpasst aber die Entscheidung für unsere Farben (59.). Dann wieder die beiden, nur spielt diesmal Jörg unseren „Klipper“ frei und… der netzt zum 4:2 (59.) ein! Ende Gelände? Nicht ganz… Direkt im Gegenzug scheitert Güldi mit einem Schuss aus 15 Metern an der Oberkante der Torlatte (60.)! Damit blieb es dann unserem Stefan „Schoppi“ Schoppenhauer, das berüchtigte Fass endgültig zuzumachen. Ball gesteckt bekommen, ein paar Meter angezogen und dann mit einem Strich von Schuss draufgehalten und der Ball landete zum 5:2 in der unteren Torecke (60.+1). Dann endlich Schlusspfiff. Ein kurioses Spiel, das mit einem Ergebnis endet, dass man vor dem Spiel vielleicht hätte erwarten können, im Nachhinein jedoch nicht nachvollziehbar ist. Schon am Freitag geht es zum nächsten Spiel nach Himmelpforten. Eine ganz ganz schwere Aufgabe, die unserer Mannschaft alles abverlangen wird. Zumal sich mit Ralf „Bollo“ Schade ein weiterer Leistungsträger verletzt hat und wir personell ohnehin auf den berüchtigten Krücken laufen… (F.G.) |